Macht Bio den Unterschied?
Landwirtschaft nachhaltig denken

Eine Informationsveranstaltung mit Vorträgen und anschließender Diskussion

12. März, 19:00 Uhr, Kulturfabrik Cortendorf

Mit den aktuellen Bauernprotesten hat sich die Diskussion über unsere Landwirtschaft sehr stark auf den Unmut über aktuelle politische Entscheidungen und Subventionskürzungen verengt. Wir wollen mit dieser Informationsveranstaltung das Thema Landwirtschaft/Ernährung auf die Fragen und Ziele zurückführen, die uns als Grüne politisch wichtig sind:

  • eine ökologischere und zukunftsfähige Landwirtschaft mit stärkerer Berücksichtigung von Tierwohl und Artenschutz
  • eine Umsteuerung zu reduziertem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln
  • eine Vermarktungskette, die den Erzeugern faire Preise nicht nur für einzelne Produkte, sondern auch für eine hochrelevante gesellschaftliche Leistung garantiert
  • eine Struktur, die nicht das Immer Größer, sondern die Vielfalt und Regionalität fördert

Bei der Veranstaltung werden zwei Bio-Betriebe aus dem Landkreis ihr Tun, ihre Konzepte und ihre Sicht auf die aktuelle Situation vorstellen. Mit Nora Wölfert und Armin Knauf konnten wir zwei sehr renommierte, erfolgreiche und erfahrene Vertreter*innen der Öko-Landwirtschaft gewinnen, die unterschiedliche Konzepte verfolgen und deren Herangehensweise beispiel- und vorbildhaft für nachhaltiges und naturnahes Wirtschaften ist. Beide beanspruchen ausdrücklich nicht, dass ihr Tun allgemein übertragbar ist, sondern betonen im Gespräch immer wieder die Individualität ihres Weges.

Auf dem Biolandhof Wölfert (biohof-woelfert.de) werden Tierhaltung, Ackerbau, Energieerzeugung und Direktvermarktung kombiniert. Das Drei-Frauen-Team agiert mit höchstem Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge und ist dabei sehr experimentierfreudig. Im Ackerbau basiert das Konzept auf einer, sorgfältig auf die Erhaltung der Bodenqualität abgestimmte Fruchtfolge und den Anbau widerstandsfähiger, auch alter Sorten, wie z.B. Schwarzer Winteremmer, Bamberger Blaue Bohne oder Champagnerroggen. Auch bei der Tierhaltung wird ein Konzept verfolgt, das weit vom aktuellen Standard abweicht: Die Kühe leben in einem Tretmiststall, in dem sie sich frei bewegen können. Täglich wird neues Stroh eingestreut, dass sie weich liegen. Sie haben ganzjährig Zugang zu einem befestigten Auslauf und im Sommer dürfen sie auf die hofnahe Weide. Die Jungtiere sind den ganzen Sommer auf einer idyllischen Dauerweide, die extensiv nach Vertragsnaturschutzrichtlinien bewirtschaftet wird.

Armin Knauf (69) ist echter Pionier, seit 1979 bewirtschaftet er mit seiner Frau Karin den Hof in Elsa nach Ökolandbau-Kritierien und ist dabei Vorbild für sein gesamtes Umfeld, in dem der Bio-Anteil seit Jahren weit über dem Durchschnitt liegt. Im Gegensatz zu unserem ersten Beispiel ist der Biohof Knauf (biolandhof-knauf.de) auf den Getreideanbau spezialisiert. Oberste Prinzipien sind Pflanzenvielfalt und ökologisches Gleichgewicht. Eine weitgestellte Fruchtfolge mit über 40 Pflanzenarten in allen Anbauvariationen, harmonische und schonende Bodenbearbeitung sind das Grundprinzip des Anbaus. Zwischen den Flächen werden für die Förderung von Nützlingen Biotope angelegt. Das Prinzip Familienbetrieb funktioniert hier perfekt, Sohn Hannes führt den Hof mit ungebrochenem Enthusiasmus für die Sache und viel Kreativität weiter. Auch beim Vertrieb geht man eigene Wege: Seit 2007 wird ein wesentlicher Teil der Produkte übers Internet vermarktet. Armin Knauf ist seit vielen Jahren kommunalpolitisch aktiv und Stadtrat in Bad Rodach. Er ist tragender Bestandteil der Dorfgemeinschaft und betont die enorme Bedeutung des kooperativen Miteinanders im ländlichen Raum, ganz unabhängig davon, wie gewirtschaftet wird.

Nach den beiden Erzeugern wird Dietrich Pax, Vorstand im Ernährungsrat Oberfranken, seine Sicht auf die gesamte Vermarktungskette darlegen. Er ist, wie Armin Knauf, Pionier-Bio-Landwirt mit Schwerpunkt Gemüseanbau und Vertreiber von Öko-Produkten. Die Biokiste des Gärtnerhofs Callenberg ist für viele ernährungsbewusste Coburger*innen seit vielen Jahren eine Supermarktalternative und überzeugendes Beispiel für regionale und nachhaltige Lebensmittel. Dietrich Pax bringt jahrzehntelange Erfahrung aus der Mitarbeit in diversen Verbänden und der Landwirtschaftspolitik mit und wird die Probleme ansprechen, die der Marktdruck für viele Betriebe, egal ob konventionell oder ökologisch, mit sich bringt. Auch die Regulierung der Landwirtschaft durch europäische Vorgaben und Mechanismen wird Thema sein.

Mit einem Blick auf die politischen Perspektive wird Gisela Sengl unsere Vorträge abschließen. Auch sie kommt direkt aus der Praxis, mit ihrem Mann betreibt sie einen Bio-Hof am Chiemsee. Von 2013 bis 2023 war sie Landtagsabgeordnete für die Grünen, Seit Februar ist sie Landesvorsitzende der bayrischen Grünen und seit einigen Jahren u.a. Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft, Wald und ländliche Entwicklung. Kaum jemand in Bayern hat mehr Erfahrung in diesem Politikfeld. Auch das Thema Umsetzung des, nach dem Volksbegehren Artenvielfalt 2019 beschlossenen, neuen bayerischen Naturschutzgesetzes wird sie ansprechen.

Im Anschluss an die vier Kurzvorträge freuen wir uns auf eine rege Diskussion mit dem Publikum.

Bündnis 90/Die Grünen KV Coburg-Stadt

Zur Anfahrt
in die für Coburg noch neue Location

Aus der Stadt könnt ihr über die Cortendorfer Straße und die Gärtnersleite anfahren.

Aus dem Land über Dörfles und die Einfahrt vor den Coburger Kartonagen.

Auf beiden Seiten gibt es Parkplätze. Der Zugang auf das Gelände der Kulturfabrik ist nur zu Fuß möglich. Aus gegebenen Anlass werden wir an beiden Zugangspunkten eine Einlasskontrolle haben.

Veröffentlicht in Agrarpolitik, Allgemein, Termin.