Rastanlage Coburg-Drossenhausen – überflüssig und unsinnig

Online-Petition

www.openpetition.de/petition/online/pro-natur-lange-berge-stoppen-der-tank-und-rastanlage-coburger-land

Tank- und Rastanlage Coburger Land – Steuerverschwendung vermeiden, Flächenfraß begrenzen, Umweltschäden verhindern.

Bei Drossenhausen an der A73 im Coburger Land ist geplant, im Auftrag der Autobahndirektion Nordbayern eine neue Tank- und Rastanlage zu errichten.

Der geplante Neubau für 181 Pkw- und 64 Lkw-Stellplätze soll in seinem Endzustand 14 Hektar vereinnahmen und sechs Hektar Fläche versiegeln – und geschätzt 19 Millionen Euro kosten.

Eine solche Anlage am geplanten Standort ist nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht unnötig und wird im Betrieb jährlich Steuergelder verbrauchen, um die Verluste auszugleichen, sie ist auch aus ökologischer Sicht eine Katastrophe für das angrenzende Ökosystem „Lange Berge“.

Ist eine solche Anlage am geplanten Standort sinnvoll?

Die Anlage wurde vor 20 Jahren geplant. Bereits damals, im Jahr 2002, wurde die Wirtschaftlichkeit der Anlage angezweifelt. Seither hat sich das Verkehrsaufkommen des der Planung zugrunde liegenden Autobahnabschnittes stark verringert.

Ging man zu Beginn der Planung noch von einer Bedarfsprognose von 4500 Einwohnerwerten aus, wurde dies seitens der Planer bereits in den Folgejahren auf zunächst 2500, dann 1500 und zuletzt 750 Einwohnerwerte reduziert.

Selbst diese reduzierte Bedarfsplanung darf nach einem Blick auf das reale Verkehrsaufkommen als überdimensioniert angesehen werden. Warum? Eine Zählung der Fahrzeuge, die den Autobahnabschnitt in den Hauptverkehrszeiten – zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr sowie zwischen 16.00 Uhr und 19.00 Uhr befahren, ergibt, dass es sich in der großen Mehrzahl um lokale Berufspendler aus dem Kreis Suhl bis Erlangen handelt. Also keine potenziellen Kunden einer Tank- und Rastanlage.

Nimmt man die vergleichbaren Tank- und Rastanlagen „Mellrichstadter Höhe“ und „Thüringer Wald“ als Maßstab hinzu, zeigt sich, dass eine solche Anlage nur mit großen wirtschaftlichen Verlusten geführt werden kann. In den beiden genannten Anlagen entsteht ein jährlicher Verlust von mehreren hunderttausend Euro. Verluste, die durch Steuergelder ausgeglichen werden müssen.

Wie wird sich die geplante Anlage ökologisch auswirken?

Aus ökologischer Sicht ist die geplante Anlage eine Katastrophe. Auf Grundlage des bayerischen Flächensparzieles von fünf Hektar (50.000 qm) pro Tag und der bestehenden Alternativen ist die Versiegelung von sechs Hektar allein für diese Anlage nicht akzeptabel.

Zudem brüten auf der direkt angrenzenden Fläche viele bedrohte Vogelarten. Zu ihrem Schutz wurde das Flurstück mit Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds vom Landesbund für Vogelschutz zum Zweck des Arten- und Biotopschutzes erworben. Es gehört unter anderem zum Naturschutzprojekt „Grünes Band – Rodachtal – Lange Berge – Steinachtal“. Die Auswirkungen einer Baumaßnahme der geplanten Größenordnung sowie die Verschlechterung der Lebensbedingungen für die bedrohten Vogelarten, die durch den Betrieb der Anlage entstehen würden, wären nicht wiedergutzumachen.

Inwieweit wären angrenzende Ortschaften durch die neue Anlage betroffen?

Der Bachlauf des nahe gelegenen Oertelsgrabens, weist einen schwach gewundenen bis gestreckten Verlauf auf. Bei Starkregenereignissen entwickelt das ablaufende Niederschlagswasser hier extrem hohe Abflussgeschwindigkeiten.

Es ist nicht auszuschließen, dass durch die zusätzliche Einleitung von Abwasser aus der hohen Flächenversiegelung der Rastanlage das Potenzial von Sturzfluten nach Oberlauter erheblich verstärkt wird. Aufgrund der ohnehin durch den Klimawandel erhöhten Wahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen wird voraussichtlich die Abschwemmung von wertvollen Ackerböden zunehmen und sich die Überschwemmungsgefahr für die Gemeinde Oberlauter erhöhen.

Gibt es Alternativen zur geplanten Anlage?

Die Anlage in Drossenhausen wurde geplant, um eine vermeintliche „Versorgungslücke“ zu schließen. Reisenden und Berufskraftfahrer*innen sollen genügend Möglichkeiten geboten werden, zu tanken, und, im Falle der Berufskraftfahrer*innen, Ruhezeiten einzuhalten.

Auf dem zu betrachtenden Teilabschnitt der BAB 73 finden sich in unmittelbarer Nähe zur Autobahn bereits vier Tankstellen (drei davon sogar in Sichtweite), die diesen Bedarf abdecken.

Zudem gibt es an der BAB 73 am alten Grenzübergang Eisfeld, wenige Kilometer entfernt zur geplanten Anlage in Drossenhausen, eine größere Tankstelle mit genügend Parkplätzen und einem in direkter Nähe befindlichen Hotel.

Die von den Planern zu schließende Versorgungslücke besteht also in dieser Form nicht.

Aus diesen Gründen sprechen wir uns gegen die geplante Tank- und Rastanlage Coburger Land aus.

Initiiert vom Aktionsbündnis: Pro Natur Lange Berge

Unterstützt von BI PRO Natur Lange Berge, Grüne-Coburg Stadt und Land, Grüne Jugend Coburg, ÖDP Coburg-Kronach, Linke Coburg, Bund Naturschutz Kreisgruppe Coburg, LBV Kreisgruppe Coburg, Fridays For Future Ortsgruppe Coburg, VCD Kreisgruppe Coburg 

Stellungnahmen von Umweltschutzverbänden

Bund Naturschutz Bayern

LBV Kreisgruppe Coburg

AG Lebendige Itz

 

Textentwurf für Presse-Stellungnahme der Kreisvorstände von Coburg Stadt und Land

Laut gesetzlicher Regelung soll etwa alle 100 km eine Tank- und Rastanlage direkt an der Autobahn liegen, um LKW-Fahrer*innen die Möglichkeit zum Tanken und Pausieren zu geben. Dazu soll nun – ca. 20 Jahre nach Bau der Autobahn und nach Festlegung, dass an dieser Stelle eine Tank- und Rastanlage benötigt wird – in einem Planfeststellungsverfahren überprüft werden, ob ein bereits im Besitz der zukünftigen Betreibergesellschaft befindliches Grundstück bei Drossenhausen für eine neu zu errichtende Tank- und Rastanlage geeignet wäre.

Wir Grünen sind der Meinung, dass diese Tank- und Rastanlage aus mehreren Gründen an dieser Stelle unnötig und nicht rentabel ist.

Dies liegt zunächst daran, dass das Verkehrsaufkommen sich nicht - wie in der Bauphase prognostiziert - entwickelt hat. Anstatt der erwarteten LKWs nutzen die Strecke 20 Jahre nach Eröffnung der Autobahn überwiegend Pendelnde aus der Region, um an ihre Arbeitsstelle zu kommen – und diese Zahl ist ebenfalls rückläufig, wie den Zahlen der Bayrischen Straßenverkehrszählung vom Jahr 2020 zu entnehmen ist. Diese überwiegend regionalen PKW-Fahrer*innen würden eine Tank- und Rastanlage aufgrund der Kürze der zurückzulegenden Strecke nicht benötigen und daher nicht nutzen. Insgesamt basiert die Planung der Raststätte auf nicht zutreffenden Zahlen und es ist folglich aufgrund des von den ursprünglichen Berechnungen abweichenden Nutzungsverhaltens nicht zu erwarten, dass der Betrieb einer neuen Tank- und Rastanlage im Gemeindegebiet Meeder rentabel gestaltet werden kann.

Ein Neubau würde außerdem eine bislang weitgehend natürliche Fläche von über 10 Hektar komplett versiegeln – mit potentiell negativen Auswirkungen für die umliegende Gemeinde, wie die Arbeitsgemeinschaft Lebendige Itz in einem Gutachten festgestellt hat: Im Falle eines Starkregenereignisses könnten große Mengen Regenwassers über den Oertelgraben nach Oberlauter gelangen, dort Sturzfluten auslösen und die Wasserentsorgung damit überfordern. Dass Starkregenereignisse sich aufgrund des Klimawandels häufen und diese überall eintreten können, muss man nach der Flutkatastrophe im Ahrtal nicht mehr extra betonen. Außerdem wird in demselben Gutachten auf eine Verschlechterung der Wasserqualität der Itz im Fall eines Starkregenereignisses durch den Eintrag von Tausalzen und Schadstoffen wie Kadmium, Blei, Ammonium, Ortho-Phosphat, Kupfer und Zink hingewiesen. Da die Itz im betroffenen Gebiet geschützte Geotope aufweist, ist dieser Vorgang nach den Richtlinien des Naturschutzes nicht akzeptabel. Des Weiteren hat sich Bayern unter der Regierung von CSU und FW das Ziel gesetzt, die Flächenversiegelung in Bayern auf unter 5ha pro Tag zu verringern. Der Bau einer ökologisch bedenklichen und verkehrspolitisch nicht nötigen Tank- und Rastanlage passt nicht in ein Baukonzept, das diese gesetzten Ziele erreichen möchte.

Vor allem, weil diese zusätzliche Versiegelung mit ihren negativen Konsequenzen für die Umwelt und die angrenzenden Gebiete sehr einfach und vergleichsweise kostengünstig vermieden werden könnte, denn es gibt in unmittelbarer Nähe der geplanten Tank- und Rastanlage bereits einen etablierten Parkplatz mit Tankstelle und Restauration: Beim Waldgasthof Hubertushof nahe der Ausfahrt Eisfeld Süd, der in weniger als 10 km von Drossenhausen aus erreichbar ist, existiert bereits eine Anlage, die die gewünschte Rast- und Tankmöglichkeit bietet und auf der sich lokale Unternehmen angesiedelt haben. Diese könnte leicht weiter ausgebaut werden und würde davon sicher profitieren. Weitere Rastplätze mit Toilette liegen in unmittelbarer Nähe direkt an der Autobahn und ergänzen das Angebot. Eine weitere Flächenversiegelung in unmittelbarer Umgebung der vorhandenen Rastmöglichkeiten ist daher aus unserer Sicht nicht nötig, da LKW-Fahrer*innen genügend attraktive Alternativen zur Verfügung stehen.

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