Unser Vorstandssprecher Rolf Hollering knüpft an einen Kommentar von Wolfgang Braunschmidt an, der am 29.1. in der Neuen Presse abgedruckt wurde. Der Leserbrief wurde am 1. Februar ebenfalls in der NP abgedruckt:
Wolfgang Braunschmidt spricht in seinem Kommentar einen wichtigen Punkt an: Coburg darf nicht abgehängt werden, Coburg muss führend werden. Wenn Coburg Weichen schneller stellt als vergleichbare Städte, wird es über kurz oder lang interessanter als Wohnort und interessanter als Wirtschaftsstandort. Heute hinkt Coburg hinter Städten wie Meran (40.000 Einwohner*innen) oder Starnberg (25.000 Einwohner*innen) hinterher: Es ist kein Zufall, dass die meisten Menschen Meran schön finden: In seiner charmanten Altstadt hat es „verkehrsbeschränkte Zonen“, in denen nur „bestimmte Personengruppen zu bestimmten Zeiten“ mit einem motorisierten Fahrzeug fahren dürfen. In Starnberg haben im Jahr 2017 unter anderem CSU, SPD und Grüne für den Bau eines drei Kilometer langen „Entlastungstunnels“ für die Bundesstraße 2 gestimmt, während in Coburg im Jahr 2021 noch über den vierspurigen Ausbau der innerstädtischen Bundesstraße 4 debattiert wurde. Solche Entscheidungen bestimmen über den Unterschied zwischen einer Innenstadt, die als unruhig, grau und verschmutzt empfunden wird und einer Innenstadt, in die Menschen sogar aus dem Ausland zum Flanieren und Einkaufen kommen, in der sich Kinder und Rad Fahrende sicher fühlen dürfen und in der die Luft nach Brunnenwasser und Bäumen riecht anstatt nach Dieselabgas.
Mutige Entscheidungen wie die in Starnberg machen den Unterschied darüber, ob die triste Teilung Coburgs in Ost und West weiter zementiert und betoniert wird oder in seiner Mitte ein Englischer Garten mit Spazierpfaden, Brunnen, einem Monopteros, Kinderspielplätzen, Fitnessplätzen und kleinen Brücken über die Itz entsteht, während die Autos unter der Erde ihren Weg durch die Stadt finden. Diese Unterschiede sind riesig und gerade ein Projekt wie die Tieferlegung der Bundesstraße und gegebenenfalls der Gleise ist ein Projekt, das Jahrzehnte benötigt. Darum kann man nicht früh genug anfangen, es zu planen. Wenn Starnberg noch schöner und Meran noch friedlicher und sauberer wird, ist Coburg irgendwann drittklassig und hat keine Chance mehr, den Rückstand in der Lebensqualität aufzuholen.
Die Ideen von Wolfgang Braunschmidt zielen in eine ähnliche Richtung: Coburg zum Taktgeber für einen vernetzten ÖPNV in der Region zu machen, Coburg einzubinden in eine Art „Wasserstoff Valley“, in dem die zukunftsträchtige Technologie früh angenommen und ausprobiert wird, am besten unter aktiver Beteiligung seiner Bürgerinnen und Bürger. Am Busbahnhof in Bamberg läuft heute schon ein Pilotprojekt mit einer Brennstoffzelle zur Energieversorgung.
Es braucht immer jemanden, der vorangeht und die anderen mitzieht. Und vor allem jemanden, der damit anfängt. In unserer Nachbargemeinde Staffelstein hat der ehemalige Bürgermeister und Landrat Reinhard Leutner ab der ersten Probebohrung nach Thermalwasser insgesamt 26 Jahre daran gearbeitet, aus der kleinen Adam-Riese Stadt einen erstklassigen Kurort und somit „Bad Staffelstein“ zu machen. Großes braucht Mut und geschieht nicht über Nacht. Für Coburg gilt: Es ist fünf nach zwölf, worauf warten wir noch?
Rolf Hollering