Gastronomie am Goldbergsee

Das Thema Gastronomie am Goldbergsee beschäftigt die Coburger. Viele Menschen waren mit der Entwicklung 2021 und dem Angebot 'Goldstrand' nicht wirklich glücklich. Am 17.2.2022 wurde das Thema der Neuausschreibung im Stadtrat behandelt. Die Grüne Fraktion hat unseren Wunsch nach klaren Vorgaben für mehr Nachhaltigkeit und Rücksicht auf die Interessen von Anwohnern und angrenzendem Naturschutzgebiet eingebracht.

Hier eine Stellungnahme von unserem Vorstandsmitglied Bernd Leuthäusser, die er für den LBV Coburg verfasst hat. Diese Stellungnahme wurde in Auszügen und Zitaten in beiden Tageszeitungen aufgegriffen und teilweise etwas verzerrt und nicht ganz korrekt wiedergegeben.

Links zur Veröffentlichung in NP und CT

Naturschutzgebiet und Gastronomie könnten gute Nachbarn sein

Welche Art von Angebot passt wirklich neben ein wertvolles und stadtnahes Naturschutzgebiet? Dieser Frage sollten sich die Verantwortlichen für die Ausschreibung der Gastronomie am Goldbergsee sehr genau stellen.

Entstanden als Hochwasserrückhaltebecken, hat sich das Gelände zwischen Neuses, Beiersdorf und Glend zu einem attraktiven Naherholungsbereich und einem Feuchtgebiet mit erstaunlicher und sehr erhaltenswerter Artenvielfalt entwickelt. Es ist auch ohne Einkehrmöglichkeit und 'Goldstrand' überaus beliebt: Spazieren gehen, die Natur beobachten, Joggen oder einfach nur den Tag genießen - das alles reicht offensichtlich aus, um selbst an einem kalten Sonntagmorgen im Februar alle Parkplätze zu füllen. Die Coburger*innen schätzen 'ihren' See, so wie er ist.

Wie gut könnte es da passen, wenn wir nach dem Rundgang und der Begegnung mit Flussregenpfeifer und Gänsesäger, einen Fairtrade-Cappucino, einen Obstkuchen mit Früchten aus der Region und ein hausgemachtes Bio-Eis genießen könnten?

Die Aspekte Bio und Regional sind wichtig für die Ziele dieser Stadt in Klima- und Umweltschutz und wo könnten sie besser angesprochen und gelebt werden als in der Nachbarschaft eines Naturschutzgebietes.

Wie spannend könnte es sein, wenn die Familie vorm Cafe-Besuch eine Stunde Birdwatching bucht und Einblick in die faszinierende Welt der Wasservögel nimmt. Vielleicht sogar eine echte Alternative zur Tretbootfahrt?

Wie wichtig Umweltbildung ist, muss wohl gar nicht betont werden. Bei der Neuausschreibung für die Gastronomie am Goldbergesee besteht nun die Gelegenheit ein Freizeitangebot zu machen, das diesen Schatz der Natur würdigt und schonend erfahrbar macht: stadtnah, niedrigschwellig und trotzdem spannend. Stammkund*innen könnten einmal im Monat kommen, das Erleben ist jedes mal ein anderes.

Klar, wie genau im Detail das Angebot an Lebensmitteln und Aktionen aussieht, muss natürlich das Unternehmen entscheiden, das die Aufgabe übernimmt, sich engagiert und das Risiko trägt. Nichtsdestotrotz kann die Stadt mit einer Ausschreibung die Nachhaltigkeit, Regionalität und geringe Beeinträchtigung der Natur als Maßstab ansetzt, die Richtung des Angebotes deutlich beeinflussen.

Es gibt Alternativen zum Standard-Biergarten mit Maßkrug, Burger und Pommes Frites. Die Richtung sollte stimmen: Gesund und nachhaltig statt fett und Alkohol. Solche Angebote gibt es und sie funktionieren sehr gut. Vor allem Eltern mit Kindern würden gesunde Produkte bevorzugen.

Klare Vorgaben sollte es für jede Gastronomie-Variante im Hinblick auf die ganz offensichtlichen Nachhaltigkeitsaspekte geben:

  • keine Wegwerfprodukte
  • keine Einwegverpackungen
  • konsequentes Pfandsystem

Bezüglich der 'Anreise' sollten die Menschen zur Nutzung des Fahrrads motiviert werden. Fahrradstellplätze, die bisher völlig fehlen, wären ganz sicher wichtig und gut frequentiert. Auch eine angemessene Parkgebühr, wie es sie z.B. rund um die Veste gibt, würde einen sinnvollen Beitrag leisten. Das gleiche gilt für einen zusätzlichen Halt der Stadtbuslinie 5. Die vorhandenen Parkplätze sind sehr gut ausgelastet, ein mehr an Auto-Besuchern verkraftet das Gebiet auch gar nicht.

Ganz generell stellt sich die Frage nach dem Ziel, das die Stadt mit der Gastronomie im Naturschutz- und Naherholungsgebiet verfolgt. Das Angebot für das bestehende Besucherspektrum attraktiver machen und 'sanft' erweitern? Neue Zielgruppen erschließen? Entlastung für die städtischen Biergärten?

Wir meinen: Laute Musik und Bierzeltstimmung passen nicht in die Umgebung eines Schutzgebietes. Für die Coburger Partymeile sollten andere Plätze gefunden werden. Das sehen übrigens auch viel Beiersdorfer Bürger*innen so, die im vergangenen Jahr unter dem exzessiven Musikangebot, das bis weit nach Mitternacht reichte, zu leiden hatten.

Wir meinen auch, dass der Goldbergsee nicht dazu geeignet ist, Coburg zum Eldorado für Segler, Surfer, Stand-Up-Paddler zu machen. Es spricht sicher nichts gegen ein paar Tretboote auf dem Freizeitsee. Aber muss es sein? Es ist auch hier ein wertvoller Schilfgürtel entstanden, Lebensraum und Brutgebiet für viele Wasservögel. Immer spannend, wenn man sich darauf einlässt und genau hinguckt. Da könnte der Blick durchs Fernglas mehr Abenteuer bieten, als die Bootsfahrt.

Unabhängig von der anstehenden Richtungsentscheidung für die Gastronomie, möchten wir nochmal betonen, dass es dringend notwendig ist, im Naturschutzgebiet gewisse Grundregeln einzuhalten und von städtischer Seite auch durchzusetzen:

  • absolute Leinenpflicht - freilaufende Hunde sind eine sehr große Gefahr für Ufer- und Wiesenbrüter
  • keine Beleuchtungseinrichtungen
  • keine Lautsprecheranlagen
  • keine Nutzung nach Sonnenuntergang
  • keine Einfahrt mit Booten in den Schutzbereich
  • Einhaltung der Geh- und Fahrverbote

Als Naturschutzverband würden wir uns eine Überarbeitung des Konzepts aus dem Jahr 2021 wünschen und sind davon überzeugt, dass damit für alle Beteiligten viel positives erreicht werden kann.

Bernd Leuthäusser, LBV Coburg

Goldbergsee 2021: Deutlich sichtbar, welche Genussformen hier im Vordergrund stehen sollen.

Positiv-Beispiel aus der Fränkischen Schweiz. Eis-Mamsell in Waischenfeld - ein sehr beliebtes und gut frequentiertes Angebot: " Das beste Scheeladdo in der Fränkischen Schweiz & Kaffeespezialitäten aus fränkischer Rösterei, frische handgemachte Shakes, kühle Getränke u.v.m."

Haubentaucher bei der Balz, ein ganz besonderes Schauspiel in der Paarungszeit.

Sehr viele Arten haben hier ihr Brutrevier. Im Mai und Juni bestimmen die Jungvögel das Bild.

Ein regelmäßiger Durchugsgast: Der Fischadler. 2021 waren im September bis zu 4 dieser beeindruckenden Greifvögel gleichzeitig und mehrere Tage hier.

Veröffentlicht in Allgemein, Naturschutz, Stadtpolitik.