PR-Mitteilung 24.05.2021

Durch manch rückwärtsgewandte Meinungsäußerungen ist in den vergangenen Monaten der Eindruck entstanden, wir müssten die Umwelt- und Verkehrsdebatten der letzten 40 Jahre alle noch einmal führen. Dem möchten wir mit einer positiven Botschaft entgegentreten: Im Jahr 2021 wollen wir gerne darüber reden (und daran mitarbeiten), wie Coburgs Luft sauberer werden kann, wie seine natürlichen Frischluftschneisen geschützt werden können, wie Anwohnerinnen und Anwohner des Weichengereuth und oberhalb der Frankenbrücke künftig weniger von Lärm und Luftverschmutzung belastet werden. Die Diskussion über ein „Ob“liegt lange hinter uns. Sie wurde 2010 beendet. Schon damals hat die Stadt Coburg und ihre Verwaltung ein anspruchsvolles Klimaschutzkonzept veröffentlicht (für alle nachzulesen auf der Website der Stadt: https://www.coburg.de/Subportale/Integriertes-Klimaschutzkonzept/Was-istdas-integrierte-Klimaschutzkonzept.aspx). Heute, elf Jahre später, ist aus unserer Sicht nicht genügend passiert.

Darum haben wir Grüne auf unserer Jahreshauptversammlung im vergangenen Dezember mit unseren Coburger Mitgliedern beschlossen, den Schutz der Frischluftschneisen und grünen Oasen in und um Coburg voranzutreiben. Es gibt viele reizvolle Ecken voller Grün und frischem Wasser, die die Stadt säumen und durchziehen. Wir möchten, dass festgeschrieben wird, dass sie uns und allen Bürgerinnen und Bürgern auch künftig erhalten bleiben. Sie sollen weiterhin im Sommer kühle Luft in die Stadt lassen, sie sollen einer aktiven und sportlichen Bevölkerung mit ihrer Schönheit und Ruhe als Naherholungsgebiete dienen. Die vielen kleinen Talgründe, die teils noch ganz unverbaut auf die Innenstadt zulaufen, den Itzverlauf durch die Stadt und manch kleinere Fläche in unseren Wohngebieten wollen wir im Dialog mit ihren Anwohner*innen schützen, damit sie nicht mit einem Federstrich zubetoniert werden, sobald jemand seinen Profit darin sieht.

Ein anderes Anliegen ist, Fahrrad Fahrenden und Fußgänger*innen mehr Raum und Sicherheit zu geben. Auf sinnvollen Strecken sollen Straßen zu Einbahnstraßen werden, sodass die Hälfte des Platzes, den sie einnehmen, fürs sichere Fahrradfahren zur Verfügung gestellt werden kann. Das könnte beispielsweise auf der Ketschendorfer Straße gemacht werden oder auch am Sonntagsanger. Mit einem Tempolimit von 30 km/h in großen Teilen der Stadt wollen wir außerdem die Sicherheit und Attraktivität des Fortbewegungsmittels Fahrrad fördern.

Der junge angehende Kinderarzt, den wir als Bundestagskandidat für den Wahlkreis Coburg und Kronach vorschlagen, Hannes Wagner vom Regiomed-Klinikum hier in Coburg, warnt eindringlich vor den gesundheitlichen Folgen, die der immer schneller fortschreitende Klimawandel für uns und für unsere Kinder hat und immer stärker haben wird. Zubetonierte Flächen spielen eine große Rolle, Verkehrslärm und Abgase ebenso. Darum braucht es Beschattung auf Straßen und Plätzen, Springbrunnen und offene Fließgewässer, um die steinernen Häuserzeilen aufzulockern und einer Überhitzung entgegenzuwirken. Und darum ist das Fahrrad kein Lifestyle-Fortbewegungsmittel mehr, es ist längst Bürger*innenpflicht für denkende und mitfühlende Menschen geworden, die fit genug sind, es zu nutzen. Um uns künftig in der Innenstadt noch wohlfühlen zu können, braucht es, wie schon im Klimaschutzkonzept der Stadt von 2010 angedacht, u. a. ein Park&Ride-Konzept mit elektrisch unterstützten (Lasten-)Fahrrädern, um die Zahl der Autos in der Innenstadt zu minimieren und trotzdem einen einfachen Zugang zu unseren Gewerbetreibenden erhalten zu können.

Stattdessen ist heute die Ketschengasse immer noch für den Autoverkehr geöffnet und in den Zeitungen wird über einen vierspurigen Ausbau der B4 im Stadtgebiet diskutiert. Das erscheint schon recht weltfremd, denn weder dominieren dort Staus, wie gelegentlich glauben gemacht wird, noch kann die heimische Wirtschaft, deren Teil wir alle sind, es sich leisten, solch rückwärtsgewandten Vorstellungen das Wort zu reden. Wir leben in Zeiten, in denen die größten Automobilhersteller des Landes CO2- Neutralität ausrufen. Diese Firmen werden in ihren Lieferketten wohl kaum mehr Zulieferer dulden, die sich für den drei-oder vierspurigen Ausbau von Bundesstraßen in dichtbesiedelten Stadtgebieten einsetzen. Sie würden sich unglaubwürdig machen. Daimler beispielsweise verpflichtet seine Lieferanten mit einem „Ambition Letter of Intent“ auf das Ziel, nur noch CO2-neutrale Teile zu liefern. VW spricht von „äußerster Konsequenz“ im Hinblick aufs Erreichen seiner CO2-Neutralität. Hier sollte aus einer Debatte, die wegweisende Entwicklungen ignoriert, endlich eine Debatte des 21. Jahrhunderts werden, die die längst gültigen Realitäten zugrunde legt.

Für das Oberzentrum Coburg wird in den nächsten acht Jahren ein Bevölkerungsrückgang von 9% vorausgesagt. Grüne Städte mit Erholungswert haben eine sehr hohe Attraktivität für Firmen und für Menschen. Schon heute kann man in den Zeitungen lesen, dass mehr Menschen als bisher den großen Städten mit ihrem Lärm, ihrem Verkehr und ihren Abgasen den Rücken kehren. Coburg kann nur von dieser Entwicklung profitieren, wenn es sich als grüne und lebenswerte Stadt profiliert.

Gemeinsam mit allen Coburger Bürgerinnen und Bürgern möchten wir intelligente Lösungen finden, unsere Heimat, die uns am Herzen liegt, gleichermaßen wirtschaftlich stark und klimafreundlich zu gestalten. Jeder und jede ist eingeladen, sich bei uns zu melden und mit einzubringen.

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