Zukunftsfähigkeit sichern – in jeder Hinsicht

1.2.2021, von: Ina Sinterhauf

In der Sitzung des Krisensenats am vergangenen Donnerstag wurde ein Grundsatzbeschluss gefasst, um die geplanten Investitionen der Firma Brose am Standort Coburg zu unterstützen. Diese Investitionen und die Sicherung von Arbeitsplätzen sind begrüßenswert und positiv.

Damit verknüpft (und seitens der Firma Brose offen kommuniziert) ist aber die Forderung nach einem vierspurigen Ausbau der B4 im Weichengereuth. Diese stand nicht wörtlich im Beschlussvorschlag, aber sehr wohl im Masterplan, auf den sich der Beschlussvorschlag bezieht. Die Argumentation einiger Mitglieder des Krisensenats und des Oberbürgermeisters, dass der Straßenausbau doch nicht Teil des Beschlusses sei, war insofern zumindest kurzsichtig. Nicht nur firmenseitig, auch in der Öffentlichkeit wird beides als miteinander verknüpft wahrgenommen.

Ein Blick auf die geplante Streckenführung der LKW-Zufahrten über B4, Weichengereuth, Frankenbrücke und Uferstraße bis zum geplanten Logistikzentrum im Süden des Firmengeländes, zeigt, wie unsinnig diese ist: Anstatt die direkte Strecke über den Südkreisel zu nutzen und das Logistikzentrum dort anzubinden, werden je An- und Abfahrt zusätzliche 6,5 Kilometer gefahren. Das klingt wenig, summiert sich aber schon bei den von der Firma Brose prognostizierten 60 LKW pro Tag jährlich auf den dreifachen Erdumfang zusätzlicher Kilometer – um damit was zu gewinnen? Verlierer*innen sind unmittelbar die Menschen, die im Weichengereuth und oberhalb der Frankenbrücke wohnen und im letzten Jahr aus gutem Grund gegen den Ausbau protestiert haben.

Sie sind aber nicht die einzigen: Denn in Zeiten der Klimakrise heißt Zukunftsfähigkeit nicht nur Sicherung von Arbeitsplätzen, sondern auch Reduktion unnötigen Verkehrs, um CO2-Ausstoß zu vermindern. Ein Unternehmen, das seinem Standort verpflichtet ist, nimmt auch diesen Aspekt in den Blick und arbeitet mit der Stadt zusammen, um dahingehend vernünftige Lösungen zu finden.

Tatsächlich werden aber auch die Bemühungen um eine attraktive Gestaltung des Güterbahnhofsgeländes und insbesondere rund um das Globe konterkariert, indem LKW-Verkehr auf beiden Seiten des Geländes nicht nur in Kauf genommen, sondern gezielt eingeplant wird. Die Chancen, die Coburg aus der Gestaltung erwachsen könnten, werden somit verschenkt.

Unternehmen, die in Coburg investieren wollen, benötigen attraktive Standortbedingungen. Diese zu schaffen, gelingt in einem partnerschaftlichen Entscheidungsprozess zwischen Unternehmen und Stadt. Entweder-Oder-Vorgaben der Firma Brose sind dabei nicht hilfreich und behindern die konstruktive Suche nach einer Lösung.

Dass in diesem Zusammenhang ein Stadtratsmitglied und zweiter Bürgermeister der Stadt Coburg in einem Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten darum bittet, dieser möge gegen den im letzten Jahr getroffenen Stadtratsbeschluss intervenieren, den den Ausbau der B4 im Weichengereuth ablehnt, wirft übrigens ein bedenkliches Licht auf das Selbstverständnis kommunaler Selbstverwaltung.

Veröffentlicht in aus dem Stadtrat, Mobilität / Verkehr, Pressemitteilung, Stadtpolitik.